Unsere Dschungeltour
- Pauline
- 15. März 2017
- 6 Min. Lesezeit
Die Tour hat alle unsere Vorstellungen komplett übertroffen. Dieser Tag wird uns vermutlich für immer in Erinnerung bleiben. Aber ganz von vorne. Um 9 Uhr ging es nach einem leckeren Frühstück los in den Dschungel. Die ersten Meter waren ziemlich anstrengend, da wir erst einmal aufsteigen mussten. Thomas (der Besitzer der Unterkunft) erklärte uns wie das Ökosystem im Dschungel aufrechterhalten wird, welche Tiere hier leben und so ziemlich alles, was wir als Laien über Orang-Utans wissen müssen. Wir wanderten in einer 10-köpfigen Gruppe hinter Thomas her und hielten immer wieder an, wenn er uns etwas zeigen oder erklären wollte. Dann änderten wir plötzlich die geplante Route und Thomas wurde immer schneller. Ein anderer Guide hatte ihn per SMS darüber informiert, dass ganz in unserer Nähe ein Orang-Utan sei. Wir waren schon ganz gespannt und plötzlich hängen da zwei Orang-Utans direkt über unseren Köpfen in den hohen Bäumen. Es standen schon ein paar andere Touristen herum und knipsten fleißig Bilder, deshalb war es schwer uns noch eine gute Position zu ergattern. Es war beeindruckend! Freilebende Menschenaffen, so nah vor unseren Augen. Sie hatten nicht einmal wirkliches Interesse an uns. Nach einer langen Pause voller Staunen und Bilder machen, ging es wieder auf den geplanten Weg zurück. Nur wenige Minuten später auf einmal Aufregung unter den drei Guides. Sie sprachen auf Indonesisch, weshalb wir überhaupt nicht verstanden was los war. Dann machte uns Thomas auf einen riesen großen Orang-Utan aufmerksam und meinte, dass das der größte männliche Orang-Utan ist, der in dieser Region lebt. Er lässt sich anscheinend nicht oft vor den Menschen blicken, weshalb selbst Thomas, der diese Arbeit hier schon mehr als 10 Jahre macht, sich freute wie ein kleines Kind, den großen Menschenaffen zu sehen. Zuerst war er einige Meter von uns entfernt. Aber die Guides steckten Bananen an die Büsche, sodass er sich aus seinem Versteck wagte und wir ihn in seiner vollen Größe zu Gesicht bekamen. Das war unbeschreiblich. Er sah so majestätisch und gleichzeitig so gewaltig und kräftig aus, dass wir gar nicht wussten ob wir so nah wie möglich an ihn rangehen sollten um gute Bilder schießen zu können oder ob wir wegrennen sollten. Aber Thomas animierte uns, näher ran zu gehen und so stand am Ende unsere ganze Gruppe nur wenige Meter von diesem Riesen entfernt. Er war wirklich wunderschön und die Ähnlichkeit zu uns Menschen war verblüffend. Sein Gesicht, vor allem seine Augen, und seine Bewegungen waren wie die eines Menschen. Wir fotografierten und drehten Videos, was das Zeug hielt, denn so etwas wird auf der Tour nicht noch einmal passieren. Total glücklich zogen wir weiter und waren auf der Suche nach einem geeigneten Platz um eine Obstpause zu machen. Doch an jedem Ort den die Guides ansteuerten, waren weitere Orang-Utans. Thomas sagte die ganze Zeit nur noch „You should be fucking blody happy to see so many Orang-Utans.”,denn es gab wohl auch Touren, bei denen sie richtig nach den Affen suchen mussten und am Ende vom Tag nur ein oder zwei kleine Weibchen sahen. Wir konnten uns also wirklich glücklich schätzen. Doch der Weg war wirklich kräftezehrend: es hatte ungefähr 28 Grad und die Luftfeuchtigkeit lag bei gefühlten 90%, dazu kam, dass wir andauernd Bergauf und Bergab laufen mussten, was das Ganze nicht gerade erträglicher machte. Auf dem Weg zum nächsten möglichen Rastplatz sahen wir neben einem wunderschönen Pfauenmännchen auch noch eine andere Affenart, diese wurden mit kleinen Bananenstückchen zum Posen für die Kamera gebracht. Als wir endlich einen guten Platz zum Obst essen gefunden haben, waren wir alle froh den Rucksack absetzen zu können und wir genossen das frische Obst und die Geräusche des Dschungels. Und weiter ging es. Auf und ab und ab und auf durch den Wald. Doch die Anstrengung wurde immer wieder mit tollen Augenblicken belohnt. Die nächste Attraktion war ein Orang-Utan Weibchen mit einem Jungen, das verspielt an den Lianen herum schwang und sich immer wieder auf seine Mutter fallen ließ, die von dem Ruck fast nach hinten vom Ast fiel. Nachdem wir einige Stunden gewandert sind und noch einige tolle Begegnungen mit Riesenameisen, Schmetterlingen, Thomas-Affen, Pavianen und Tausendfüßlern hatten. War es Zeit für das Mittagessen. Es gab Reis mit Gemüse und Ei und zum Nachtisch für jeden eine halbe, frische Ananas. Es war super lecker und gab uns Kraft den letzten Teil der Tour zu bewältigen. Nach einem langen und steilen Aufstieg erwartete uns dann ein weiteres Highlight. Ein Orang-Utan Weibchen mit einem winzigen Jungen am Bauch kam, sofort nachdem wir auf der Lichtung ankamen, auf uns zu und griff nach der Hand eines Mannes aus unserer Gruppe. Wir alle und vor allem er selbst, waren total verwirrt und wussten nicht ob wir es süß oder beängstigend finden sollten. Das Affenweibchen zog den Engländer zu sich auf den Boden und leitete seine Hand ganz fest gedrückt zu ihrem Mund, wir hatten schon alle Angst sie würde zubeißen, doch sie streichelte damit nur über ihre Lippen. Thomas beruhigte uns und erklärte uns, dass das ein Weibchen aus der Orang-Utan-Aufzuchtstation aus Bukit Lawang sei und sie deshalb an Menschen gewöhnt ist. Warum sie immer nach den Händen der Menschen greift wusste er allerdings auch nicht. Nachdem sie den Engländer wieder gehen ließ, griff sie noch meine und danach Marvins Hand. Es sah bei den Anderen ja ganz lustig aus, wenn es aber seine eigene Hand ist, die da in Richtung des Mundes eines Menschenaffen gezogen wird, der so fest zudrückt, dass man Angst haben muss nie wieder los zu kommen, ist das ganze etwas weniger lustig. Aber wenigstens sind dabei tolle Bilder entstanden. Der letzte Abstieg hatte es in sich. Doch am Ende erwartete uns das Camp, in dem wir die Nacht verbrachten. Wir hatten es uns ein wenig komfortabler vorgestellt, wenn man im Dschungel von Komfort reden kann… Doch die Hütten, falls man es so nennen kann, waren wirklich alles andere als komfortabel. Ein Holzgerüst mit einer Plastikplane darauf mit Plastikmatratzen und offenen Seitenwänden. Aber es hingen wenigstens Moskitonetze über den Matratzen und es war ja auch nur für eine Nacht. Wir wurden mit dem Engländer und seiner Frau in die Pärchen-Hütte gesteckt und waren damit ganz zufrieden. Denn in der anderen Hütte war es wesentlich enger. Nach einem Bad in dem Fluss nebenan, haben wir mit den Engländern eine Runde Karten gespielt und dann gab es auch schon Abendessen. Frisch zubereitet vom Koch Ollo. Es war mit Abstand das Beste Essen, das wir auf unserer Reise bis jetzt gegessen haben. Es war ein kleines Buffet mit paniertem Hühnchen, kleinen Kartoffelküchlein, Reis, Kürbiscurry, scharfem Tofu, Chips aus Früchten die im Dschungel wachsen und scharfem Fisch. Das Ganze wurde auf dem Boden auf einer Plastikmatte serviert. Am Abend hatte Ollo noch ein Paar Denk- und Lachspiele, wie er es nannte, vorbereitet. Die Spiele an sich waren ziemlich langweilig, aber jedes Mal wenn jemand etwas falsch gemacht hat, musste Ollo so anfangen zu lachen, dass es uns alle mitgerissen hat und wir einen wirklich lustigen Abend zusammen hatten. Als wir ins Bett gingen, bekam ich ein wenig Panik, weil in unserer Hütte ziemlich viele Krabbeltiere unterwegs waren, aber nach einer Zurechtweisung von Marvin, dass die mich sicherlich nicht aufessen werden. Konnten wir beide ganz gut schlafen.
Am nächsten Morgen wurden wir vom Flussrauschen, Affenschrein und Sonnenstrahlen geweckt, was gibt es besseres? Es gab ein super leckeres Sandwich zum Frühstück und nach einer Verdauungspause, ging es zu Fuß los zu einem kleinen Wasserfall. Auf dem Weg dorthin mussten wir durch den Fluss laufen, der eine wirklich starke Strömung hat. Aber wir sind alle heil auf der anderen Seite angekommen und genossen dann ein Bad im kalten Wasserbecken unter dem Wasserfall. Die Einheimischen zeigten uns die Wasserfallmassage; man musste sich auf den Bauch auf den Stein unter dem Wasserfall legen und das prasselnde Wasser massierte alle Verspannungen weg. Nach einer leckeren Nudelsuppe zum Mittagessen und einem Obstsalat als Nachtisch, machten wir uns in großen Reifen auf den Weg ins Tal. Das Raften war nochmal ein Highlight, das wir wohl so schnell nicht vergessen werden. Von allen Seiten spritze das eiskalte Wasser und man wurde hin und her geschmissen von den Steinen die den Reifen unter Wasser berührten. Ein Guide fiel sogar ins Wasser, bei einer besonders ruckartigen Drehung des Reifens. Da mussten alle anderen Einheimischen erst einmal eine Pause machen um ihn auszulachen. Untern angekommen waren wir zwar durchgefroren, aber es hat wirklich Spaß gemacht.
Alles in allem war die beste Entscheidung die wir treffen konnten, einen Abstecher nach Bukit Lawang zu machen.
Pauline & Marvin
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